Klimaschutzworkshop begeistert Teilnehmer, Organisatoren und Referenten

Plänkschder sind kreativ pro Klimaschutz

Seinen eigenen ökologischen Fußabdruck konnte man errechnen © Sabine Zeuner

Den Blick zu Boden gewendet verfolgen die Workshop-Teilnehmer die übergroßen Fußspuren, die Michael Boeke von der KliBA in Heidelberg zuvor im gesamten Gangbereich im Rathauserdgeschoss ausgelegt hatte. Am Ende führten die Fußspuren die Plankstadter in den Trausaal und zum Ergebnis des eigenen, individuellen ökologischen Fußabdrucks. Gezielte Fragen nach dem eigenen Verhalten beim Einkaufen, in der Freizeit, in Sachen Wohnraum oder Verkehrsnutzung zugespielt mit entsprechenden Zahlen ergaben eine Summe, die wiederum im Ranking von klimaneutralem bis zum völlig anti-klimaneutralen Leben eingeordnet wurde. Zurzeit zeigt der ökologische Fußabdruck durchschnittlich für ganz Deutschland 10,8t CO2e, das Ziel ist weniger als eine Tonne. Ein guter Einstieg in die informativen Vorträge, von der Plankstadter Klimaschutzmanagerin, Ulrike Krause und Peter Kolbe (KliBA). 

Auf dem Boden liegende Riesenfüße weisen den Weg zum eigenen ökologischen Fußabdruck © Sabine Zeuner

Motivation: eigene Kinder und Enkelkinder

Ulrike Krause stellte die Schritte zum integrierten Klimaschutzkonzept für die Kommune vor, für das bereits einige Basisaktionen durchgeführt wurden und eine verwaltungsinterne „Taskforce“ entstand. Diese Gruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht Energiesparmöglichkeiten zu eruieren und die Etablierung von Photovoltaikanlagen an oder auf gemeindeeigenen Gebäuden zu forcieren. Einige Zahlen zur Treibhausgasemission in Plankstadt legte sie vor: der Gebäudebestand zeigt, dass 80% vor 1985 errichtet worden sind und damit verantwortlich für etwa 90%des Endenergieverbrauchs für Heizung und Wasser. Der Anteil am Energieverbrauch aus erneuerbaren Energien liegt bei 6% und hat damit hohes Ausbaupotenzial auf Dach- und Freiflächen. Das Ergebnis einer Online-Umfrage zeigt unter anderem, dass 61% der Haushalte auf Erdgas und 14% auf Erdöl als Energieträger angewiesen sind. Diese Basiswerte fließen in die Erarbeitung des Klimaschutzkonzepts und in drei Workshops mit Bürgerbeteiligung ein. Der aktuelle erste Workshop stand unter der Überschrift: „Energieeffizienz und Energieversorgung“. Zum Thema „Wärmeversorgung“ wird es im Oktober 2023, zur „Mobilität“ im Januar 2024 weitere Workshops geben. Für Peter Kolbe von der KliBa sind die eigenen Kinder und Enkelkinder eine große Motivation alles Machbare zu tun, um die Erderwärmung zu begrenzen: „Ich blicke da mit Hoffnung voraus auf einen noch möglichen Weg in eine Welt unterhalb 2° Erwärmung, der Klimawandel ist 99,9% menschgemacht, das sagen die Forscher“, stellte er fest, dass dann auch der Mensch diesen begrenzen könne und bezifferte einige Aspekte aus wissenschaftlicher Perspektive. Dabei erwähnte er, dass die globale Durchschnittstemperatur bereits um ein Grad (Stand 2020) gestiegen ist. Mit Ereignishorizont im Jahr 2100 gesehen würde die Temperatur um 2,8 Grad steigen, wenn alle Staaten ihre gemachten Versprechen einhielten, allerdings um 3,2 Grad, wenn alles seinen Gang geht wie bisher, appellierte er an die politischen Verantwortungsträger zu handeln. Es gebe Berechnungen für ein Restbudget an CO2Emissionen, das noch mit dem Ziel zu vereinbaren ist bis 2040 klimaneutral zu leben, dafür müssten jedoch Einsparmaßnahmen jetzt eingeleitet und umgesetzt werden: „Werden wir uns klar, was wir tatsächlich für ein gutes Leben brauchen, gehen wir davon ab, dass sich jeder sein individuelles Schlaraffenland baut.“ Für Plankstadt zeigte Kolbe Potenzial gerade im Ausbau der Photovoltaik auf.

Plänkschder sind kreativ und motiviert

Für die rund 70 Teilnehmer führte der Weg an Stellwänden entlang, an denen die unterschiedlichen Aspekte für das Erreichen der Klimaneutralität in Plankstadt in 17 Jahren aufgelistet waren. Ihre Meinung zeigten die Teilnehmer mit roten und grünen Punkten und notierten Maßnahmenvorschläge. Im Rathaushof wurde danach intensiv in Kleingruppen diskutiert. Zu den Bereichen: „So sieht mein Plankstadt 2040 aus“ und „Erste Schritte auf dem Weg …“ wurden die Ergebnisse vorgestellt. Fokussiert sind dabei die Fassadenbegrünung, der Ausbau des Öffentlichen Personen Nahverkehrs (ÖPNV) und des Bürgerbusses damit zeitgleich der Verzicht auf eigene Automobile, Mehrfamilienhäuser oder minimalistische Tiny-Häuser, Kühlstuben und öffentliche Trinkwasserbrunnen, mehr Grün im Ortsbereich, Fernwärme. Als Wege diese Ziele zu realisieren schlagen die Bürger vor eine Bürgerenergiegenossenschaft zu gründen, Flächen zu entsiegeln, Wohneinheiten auf Gewerbebauten zu schaffen und etliches mehr. Dabei unterstreichen die Workshop-Teilnehmer, dass vorangehend die Genehmigungen für viele Maßnahmen deutlich schneller gehen müsste, damit eine zügige Umsetzung überhaupt machbar ist. „Diese Ergebnisse sind toll, sie sprühen hier vor Energie und Ideen“, attestierte Peter Kolbe den Plankstadtern. Ulrike Krause sieht das Ziel die Menschen vor Ort in den Prozess einzubinden „voll gelungen“, jetzt gelte es die Ergebnisse zu sondieren und in das Klimaschutzkonzept der Kommune einzuarbeiten. Bürgermeister Nils Drescher war beim Workshop dabei, beteiligte sich bei allen Gruppen und resümierte: „Es sind Entscheidungen zu treffen, um schnell die Ziele zu erreichen.“

PRÄSENTATION von Peter Kolbe (9,393 MB)

PRÄSENTAION Ulrike Krause Klimaschutzmanagerin (742 KB)

Weitere Bilder zum Workshop:

Bürgermeister Nils Drescher begrüßt die Mitbürger zum Workshop © Sabine Zeuner
Klimaschutzmanagerin Ulrike Krause stellt die Schritte zum Klimaschutzkonzept vor © Sabine Zeuner
Peter Kolbe von der KliBa stellt wissenschaftlich fundierte Zahlen und Fakten vor © Sabine Zeuner
Die Workshop-Teilnehmer entscheiden sich für vorgeschlagene Projekte © Sabine Zeuner
Projekte werden gewählt © Sabine Zeuner
Im Hof wird in Gruppen diskutiert © Sabine Zeuner
Die Vorschläge und Impulse aus den Runden werden präsentiert © Sabine Zeuner